Leben mit Krebs Lungenkrebs ist nicht allein Rauchersache

Laut WHO werden die Krebszahlen bis zum Jahr 2050 in die Höhe schnellen. Umso wichtiger, die Ursachen- und Medikamentenforschung zu forcieren – so wie beim Lungenkrebs, wozu es neue, spannende Erkenntnisse gibt.

Lungenkrebs ist nicht allein Rauchersache
Zwar wurde schon lange ein Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und einem erhöhten Lungenkrebsrisiko vermutet, dennoch war lange unklar, ob die Verschmutzung direkt Lungenkrebs verursacht.

Was nun und warum gerade ich? Was habe ich falsch gemacht? Die Diagnose Krebs ist zunächst ein grosser Schock für die Betroffenen. Besonders belastend ist die Situation für diejenigen, die am Anfang ihrer Lebensplanung stehen.

Lungenkrebs mit höchster Todesrate

Besorgniserregend sind die Zahlen, welche die zur WHO gehörende Krebsagentur International Agency for Research on Cancer (IARC) Anfang Februar dieses Jahres veröffentlicht hat: Demnach seien im Jahr 2022 rund 20 Millionen neue Krebsdiagnosen gestellt worden. Tendenz: stark anwachsend: Denn bis 2050 wird die Zahl laut Prognosen um 77 Prozent auf 35 Millionen pro Jahr zunehmen. Lungenkrebs, bei 2,5 Millionen Menschen diagnostiziert, sowie Brust und Darmkrebs seien die häufigsten Krebsarten gewesen. Nach Angaben der IARC starben im Jahr 2022 rund 9,7 Millionen Menschen an Krebs. Lungenkrebs war mit 1,8 Millionen Erkrankungen für die meisten Todesfälle verantwortlich, was 18,7 Prozent aller Krebstodesfälle entspricht.

Lungenkrebs ist nicht allein Rauchersache
Vor allem durch die Immuntherapie und verschiedene zielgerichtete, personalisierte Therapien sind die Optionen bei Lungenkrebs vielfältiger und besser geworden.

Studie über Gründe für Lungenkrebs

Doch woran liegt es, dass gerade Lungenkrebs so weit verbreitet ist? Schliesslich geht der Tabakkonsum, einer der bislang grössten Risikofaktoren, seit Jahren sukzessive zurück. Und wie kommt es, dass auch Nichtrauchende häufiger als vermutet betroffen sind? Den genauen Ursachen ist ein Forschungsteam aus Großbritannien auf den Grund gegangen, welche es im vergangenen Jahr auf der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für medizinische Onkologie in Paris vorgestellt hat. Zwar wurde schon lange ein Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und einem erhöhten Lungenkrebsrisiko vermutet, dennoch war lange unklar, ob die Verschmutzung direkt Lungenkrebs verursacht. In der Studie werteten der Krebsforscher Charles Swanton vom Francis Crick Institute und seine Kollegen die Akten von mehr als 460‘000 Patienten in England, Südkorea und Taiwan aus. «Die Analyse ergab, dass Menschen, die verstärkt Luftverschmutzung mit Feinstaub der Partikelgröße PM2,5 ausgesetzt sind, ein erhöhtes Risiko für Mutationen des Gens EGFR haben», erläutert Charles Swanton. Das Gen EGFR wird mit Lungenkrebs in Verbindung gebracht. Zusätzlich untersuchte das Forscherteam 250 Proben aus den Lungen von Menschen, die nie mit Luftverschmutzung oder Tabakrauch in Berührung kamen. Obwohl ihre Lungen gesund waren, fanden sich in 18 Prozent der Proben Mutationen am EGFR Gen und in 33 Prozent Mutationen am sogenannten KRAS Gen. Charles Swanton vermutet, dass diese Erbgutveränderungen allein wohl nicht ausreichen, um Krebs zu verursachen. Sei jedoch eine Zelle Luftverschmutzung ausgesetzt, könne dies «eine Wundheilungsreaktion» mit Entzündungsprozessen auslösen. Sei die betroffene Zelle von einer entsprechenden Genmutation betroffen, entstehe Krebs. Laut der Krebsforscherin Suzette Delaloge sei dies ein bedeutender Schritt: «Dies öffnet eine riesige Tür – sowohl für die Wissenschaft, aber auch für neue Wege der Prävention.»

Neue Medikamente zugelassen

Die gute Nachricht: Nicht nur Studien wie diese, auch beim Erforschen neuer Krebsmedikamente gibt es stetig Fortschritte. Allein im Jahr 2023 hat das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic zehn neue Krebsmedikamente zugelassen. Vor allem durch die Immuntherapie und verschiedene zielgerichtete, personalisierte Therapien sind die Optionen bei Lungenkrebs vielfältiger und besser geworden. Auch wenn diese Krebserkrankung nicht geheilt werden kann, gelingt es doch oft, das weitere Tumorwachstum zumindest für eine gewisse Zeit zu verlangsamen, sodass die Betroffenen länger mit dieser Erkrankung leben können.

Erstellt: 17.04.2024 07:00 Uhr

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