Allergien Wenn der Körper überempfindlich reagiert

Ob heuschupfen oder Nahrungsmittelallergie – Menschen mit Allergien haben es nicht leicht. Welche Rolle dabei der Verzehr von Rohmilch in jungen Jahren spielt, zeigt eine österreichische Studie.

Wenn der Körper überempfindlich reagiert
Warum das eine Kind eine Allergie entwickelt, und warum ein anderes nicht, kann genetisch bedingt sein.

Jedes Jahr aufs Neue, wenn die erkältungswelle überstanden ist und wir uns endlich frisch und gesund fühlen möchten, beginnt für viele Menschen erst die schlimmste Zeit. Kaum erwacht die Natur aus dem Winterschlaf und fängt an zu blühen, brennen und jucken nicht nur die Augen, auch läuft häufig die Nase und Niesattacken machen sich breit. Heuschnupfenzeit.

Eingeschränkte Lebensqualität

In der Regel beginnen die Beschwerden ab dem Schulalter – jedes fünfte Kind reagiert dann bereits auf herumfliegende Pollen. Bleibt eine Pollenallergie über längere Zeit unbehandelt, kann sie sich zum allergischen Asthma entwickeln. Um einen sogenannten Etagenwechsel, von dem über zwölf Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen sind, zu verhindern, raten Allergologen zu einer Desensibilisierung oder zu einer spezifischen Immuntherapie. Vielen erwachsenen, aber auch Kindern machen Allergien jedoch nicht nur zu bestimmten Jahreszeiten zu schaffen. Beispiel Nahrungsmittelallergie: etwa eines von 15 Kindern in der Schweiz leidet darunter und muss auf bestimmte Lebensmittel, wie Kuhmilch, Hühnerei, Fisch oder Erdnüsse verzichten, was den Alltag gerade in der schule besonders schwierig machen kann. Nicht selten sind durch Allergien Wohlbefinden und Leistungsvermögen in der Schule teils erheblich eingeschränkt.

Sind Gene ausschlaggebend?

Warum das eine Kind eine Allergie entwickelt, und warum ein anderes nicht, kann genetisch bedingt sein: denn haben beide Elternteile Allergien, liegt das Allergierisiko ihrer Kinder bei über 30 Prozent; ist nur die Mutter oder der Vater betroffen, liegt es immerhin noch bei 20 Prozent. Jedoch gilt: nicht jede genetische Vorbelastung führt zwangsläufig zur Ausbildung einer Allergie. Umgekehrt entwickeln etwa 15 Prozent aller Kinder, die nicht genetisch vorbelastet sind, trotzdem Allergien.

Faktor Lebensstil

Der Grund: auch der moderne Lebensstil spielt eine Rolle, also etwa die Ernährung oder der Umgang mit der Hygiene. Ein erhöhtes Risiko trifft auch auf Kinder zu, deren Immunsystem in den ersten Lebensmonaten mit Absicht zu sehr geschont wird. Dabei halten Fachleute das Konzept, Allergene möglichst zu vermeiden, für überholt. Der Beweis: Kinder, die zwischen Tieren, bäumen, Gräsern, Insekten und Parasiten aufwachsen, leiden seltener unter Allergien. das haben zahlreiche Untersuchungen mit Blick auf das Leben auf dem Bauernhof bestätigen können. Dabei spielt auch das Trinken von unverarbeiteter, natürlicher Kuhmilch in den ersten Lebensjahren eine wesentliche Rolle.

Wenn der Körper überempfindlich reagiert
auch der moderne Lebensstil spielt eine Rolle, also etwa die Ernährung oder der Umgang mit der Hygiene.

Bedeutung von Beta-Laktogobulin

In einer Studie, die im «Journal of Allergy and Clinical Immunology (JACI)» veröffentlicht worden ist, konnte gezeigt werden, dass das von Kühen abgesonderte Protein Beta-Laktoglobulin, welches auch in der Milch vorkommt, ein Schlüsselmolekül für den Bauernhofschutz gegen Allergien und Asthma darstellt. Das Forscherteam unter der Leitung von Franziska Roth-Walter und Erika Jensen-Jarolim vom Institut für Pathophysiologie und Allergie Forschung der Meduni Wien und vom interuniversitären Messerli Forschungsinstitut brachte in labor- und Tiermodellstudien zutage, dass das Beta-Laktoglobulin, wenn es seine natürlichen Liganden, wie Pflanzenpigmente aus grünem gras, mit sich trägt, Allergien verhindert.

Mangel an Liganden

«Die antiallergischen Eigenschaften von natürlichem beta-laktoglobulin lassen sich damit erklären, dass dieses Protein seine Liganden gezielt zu den Immunabwehrzellen bringt und dadurch eine Entzündung verhindert wird. Die natürlichen Liganden verhindern ausserdem, dass IGE-Antikörper an beta-laktoglobulin-protein andocken können, wodurch diese von Milch-allergischen Kindern besser vertragen werden sollte», erklärt Roth-Walter in einer Mitteilung der MedUni Wien. Umstände, die zu einem Verlust oder einen Mangel dieser Liganden führen können, etwa durch die industrielle Milchverarbeitung oder mangelhafter Tierfutterqualität, können das gut verträgliche Milchprotein beta-laktoglobulin allerdings in ein allergen Verwandeln. «unsere Studie lässt hoffen, dass der bauernhof-allergieschutz-effekt praktikabler gemacht und genutzt werden kann, um die Allergieepidemie zu verhindern», betont Erika Jensen-Jarolim.

Erstellt: 01.05.2024 07:00 Uhr

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