Leistenhernie Ein Bruch, der keiner ist

Wer sich einen Leistenbruch zugezogen hat, kommt um eine Operation nicht herum. Doch wie kommt es überhaupt dazu, welche Risikofaktoren sollte man kennen und welche Operationstechniken kommen infrage?

Ein Bruch, der keiner ist
Mehr als jeder vierte Mann erkrankt im Laufe seines Lebens an einer Hernie.

Schwere Kartons stapeln, Kommoden ins Obergeschoss schleppen, Hängeschränke anbringen: Ein Umzug kann ein wahrer Kraftakt sein, der mitunter Tage danach oder im schlimmsten Fall sogar noch länger seine Spuren hinterlässt. Denn was bei den einen mit- unter zu einem starken Muskelkater führt, kann bei anderen auch grössere Folgen haben – etwa in Form eines Leistenbruchs. Damit ist keine Fraktur gemeint, sondern das Durchdringen oder der Durchbruch von Gewebe durch eine Lücke. Auch unter dem Begriff Leistenhernie bekannt, handelt es sich in der Regel um einen Eingeweidebruch, bei dem die Eingeweide oder Organe durch die Bauchwand dringen und hervorge- stülpt sind. Ursächlich hierfür ist eine Schwachstelle in der Bauchhöhlenwand. Diese kann in Folge einer Bindegewebsschwäche entweder angeboren sein oder sich erst in späteren Jahren entwickeln.

Männer weitaus häufiger betroffen

Begünstigende Risikofaktoren für eine Leistenhernie, die sich zumeist im Stehen und weniger im Liegen zeigt, sind neben dem Heben schwerer Lasten, das Husten und Niesen, genauso wie das Pressen beim Stuhlgang und Erbrechen. Hierdurch entsteht ein erhöhter Druck im Bauchraum, der das dortige Gewebe strapaziert. Kann das dortige Bindegewebe diesem Druck nicht mehr standhalten, reisst es und führt zu benannten Beschwerden. Weitere Risikofaktoren für Hernien sind Kollagenfasererkrankungen, familiäre Vorbelastung, Nikotinkonsum, das Alter, schlecht verheilende Wunden nach einer Bauchoperation sowie Schwangerschaften. Schweizweit werden jährlich rund 15‘000 Leistenhernien behandelt. Mehr als jeder vierte Mann erkrankt im Laufe seines Lebens daran – vermehrt tritt der Leistenbruch im Kindesalter sowie bei Männern über 65 Jahren auf. Frauen sind dagegen seltener davon betroffen, was an deren Leistenkanal liegt, der vergleichsweise weniger anfällig ist.

Ein Bruch, der keiner ist
: Eine Leistenhernie kann sich im Laufe der Zeit stetig weiterentwickeln. Deshalb wird empfohlen, diese zeitnah beim Hausarzt abklären zu lassen.

Handeln anstatt abwarten

Nebst einer Hervorstülpung macht sich ein Leistenbruch zumeist in Form eines ziehenden Schmerzes oder eines unangenehmes Druck- oder Fremdkörpergefühls in der Leistengegend bemerkbar. Das Problem: Eine Leistenhernie kann sich im Laufe der Zeit stetig weiterentwickeln. Deshalb wird empfohlen, diese zeitnah beim Hausarzt abklären zu lassen. Da ein Leistenbruch nicht von allein wieder zusammenwächst, ist zum Verschliessen der Lücke eine Operation notwendig. Wichtig ist, nicht zu lange zu warten, damit sich der Darm nicht in der Bruchpforte einklemmt. Die Folge wäre eine Notoperation, um zu verhindern, dass Teile des Darms absterben. Welche OP-Technik angewandt wird, um den Bruchinhalt in den Bauchraum zurückzuverlagern, ist individuell zu entscheiden. Als Verfahren kommen die konventionell offene oder minimalinvasive Variante infrage – mit oder ohne Einfügen eines Kunststoffnetzes, welches die Bruchstelle stabilisieren soll.

Pausieren und sich schonen

Die Vorteile eines minimalinvasiven Eingriffs, der unter Vollnarkose durchgeführt wird: Dadurch, dass die Bauchmuskulatur angesichts der kleinen Schnitte intakt bleibt, halten sich die Schmerzen in Grenzen, was zudem eine schnelle Rückkehr in den Alltag ermöglicht. Das offene Verfahren mit lokaler Betäubung ist das Verfahren der Wahl, wenn eine minimalinvasive OP nicht möglich ist, also die betroffene Person älter als 85 Jahre alt ist, weitere Narkoserisiken vorliegen oder es Verwachsungen im Bauchraum gibt. Um Komplikationen nach der OP zu vermeiden, ist eine Schon- zeit von mindestens zwei Wochen angesagt – sogar von bis zu acht Wochen, wenn kein Netz eingesetzt wurde. Tabu sind insbesondere Sport sowie das Heben schwererer Lasten.

Erstellt: 21.06.2024 07:00 Uhr

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