Kniearthrose Kniearthrose: Es muss nicht immer eine ganze Prothese sein

Das Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks ist dank moderner Implantate und OP-Verfahren relativ schonend und präzise. Jedoch wichtig: die Wahl der geeigneten Knieprothese und die Erfahrung des Orthopäden.  

Kniearthrose: Es muss nicht immer eine ganze Prothese sein

Jährlich werden in der Schweiz rund 20'000 künstliche Kniegelenke implantiert. Damit gelingt es vielen Patientinnen und Patienten wieder zu einer guten Lebensqualität zu verhelfen. Im Verhältnis zu Totalprothesen werden jedoch nur rund 20 bis 25 Prozent Teilprothesen (unikondyläre Prothesen) eingebaut. Dabei leiden circa 50 Prozent aller Patienten, die sich für eine Knieprothese qualifizieren, nur an einer unikompartimentalen Arthrose. Das heisst von drei Kniekompartimenten sind lediglich eines, maximal zwei Kompartimente betroffen.

 

Anatomie des Kniegelenkes

Das menschliche Kniegelenk besteht anatomisch gesehen aus einem inneren und äusseren Kompartiment sowie aus einem Kniescheibenkompartiment. Ist nur ein Kompartiment durch die Arthrose betroffen, so könnte oft auf eine Knietotalprothese verzichtet und nur eine Teilprothese eingebaut werden.

Kniearthrose: Es muss nicht immer eine ganze Prothese sein

Knieteilprothesen: höhere Zufriedenheit

Die Patientenzufriedenheit nach Knietotalprothesen zeigt, dass etwa 14 Prozent leider unzufrieden sind, da nicht der gewünschte Erfolg erzielt werden konnte. Diese Zahlen sind bei jüngeren Menschen mit unfallbedingten Arthrosen tendenziell noch höher. Systematische Studien haben ergeben, dass die Patientenzufriedenheit beim Teilgelenksersatz signifikant besser ist, insofern die Indikation korrekt gestellt wurde. Durch die Implantation einer Knietotalprothese wird unser biologisches Kniegelenk in ein mechanisches Gelenk transformiert. Patienten, die an schweren Kniedeformationen mit erheblicher Einsteifung leiden, werden in der Regel von einem solchen Eingriff stark profitieren. Liegt jedoch eine rein unikompartimentale Arthrose vor, mit nach wie vor guter Beweglichkeit und Stabilität des Kniegelenkes, ist zwingend die Teilprothese zu empfehlen.

 

Erhalt der Biologie

Mit der Teilprothese kann nämlich das biologische Kniegelenk erhalten bleiben, es wird lediglich der schmerzhafte Teil ersetzt. Dadurch kann der natürliche Bewegungsumfang erhalten werden. Den Patienten ist es sogar möglich, ihre ursprüngliche sportliche Aktivität wiederaufzubauen. Lediglich wird empfohlen auf Laufbelastungen (Joggen) und Kontaktsportarten zu verzichten, um das übrige Kniegelenk zu schützen. Mit der Implantation eines Teilgelenkes können zudem auch Achsenfehlstellungen (O-Beine / X-Beine) korrigiert und die angestammte Beinachse wieder hergestellt werden. Nicht selten berichten Patienten rund ein Jahr ab OP kaum mehr einen Unterschied zum normalen Kniegelenk zu verspüren.

 

Bei vernünftiger Belastung ist die Lebensdauer eines Teilgelenkes selten der limitierende Faktor für das Kniegelenk, sondern vielmehr der natürliche Verschleiss der übrigen Kompartimente. Sollte es zu einer Anschlussarthrose der anderen Kompartimente kommen, so kann ohne relevanten Nachteil das Teilgelenk in ein Vollgelenk gewechselt werden.

Kniearthrose: Es muss nicht immer eine ganze Prothese sein

Referenzzentrum für Knieteilprothesen

Seit 1996 wurden in der Orthopädie St. Gallen mit grossem Erfolg weit über 1'000 Knieteilgelenke implantiert. Die Eingriffe werden in der Regel in einer Teilnarkose durchgeführt. Die Operation dauert rund 50 Minuten. Bereits am Folgetag können die Patienten an Gehstöcken mit einer 50 Prozent Teilbelastung mobilisiert werden. Der Spitalaufenthalt beträgt drei bis vier Nächte. Nach einer solchen OP sind die Patienten im Vergleich nach Implantation einer Totalprothese deutlich schneller zurück im Arbeitsprozess, haben weniger Schmerzen und gewinnen eine höhere Lebensqualität. Sportliche Aktivitäten im Sinne von Fitnesstraining, Radfahren und Wandern können nach sechs Wochen wieder aufgenommen werden. Für intensivere Belastungen wie Rudern, Skifahren, Bergsteigen oder Inlineskaten empfehlen wir rund drei Monate zuzuwarten.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt wie bereits erwähnt in der korrekten Indikationsstellung und hängt somit von der Erfahrung des behandelnden Orthopäden ab.

Kniearthrose: Es muss nicht immer eine ganze Prothese sein

Zum Autor

Dr. med. Pierre Hofer

Leitender Arzt

Orthopädie St Gallen

Rosenbergstrasse 42b

9000 St Gallen

Erstellt: 07.07.2024 07:00 Uhr

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