Im Interview: Dr. Bobrich «Mit ACP können wir Schmerzen lindern»
Herr Dr. Bobrich, bei chronischen Schmerzen wird zunehmend die ACP-Therapie implementiert. Was kann man sich darunter vorstellen?
Unter ACP, das für autologes konditioniertes Plasma steht, ist eine Form des Platelet Rich Plasma zu verstehen. Hierfür nehmen wir Blut ab, zentrifugieren es und injizieren das daraus entstehende Plasma mit einer hohen Konzentration an körpereigenen Blutplättchen und Wachstumsfaktoren in das betroffene Schmerzareal. Ziel ist es, die Geweberegeneration zu unterstützen.
Bei welchen Beschwerden kommt diese Therapie zum Einsatz?
Am besten erforscht sind Anwendungen an den Gelenken und Sehnen, wie etwa dem Kniegelenk. Da ein sehr grosser Teil der heutigen Beschwerden den muskuloskelettalen Bereich betrifft, ist das Anwendungsgebiet sehr breit. Grundsätzlich geht es uns nicht um die Schmerzreduktion an sich, sondern um eine Regeneration der betroffenen Strukturen.
Was macht die Behandlung so erfolgversprechend?
Die Therapie ist sehr nebenwirkungsarm, das ist ein Erfolgsrezept. In der Schmerztherapie wird zumeist Kortison angewendet, was jedoch zahlreiche Nebenwirkungen mit sich bringt. ACP ist dagegen gut verträglich und kann, weil es etwas Körpereigenes ist und keine Zusätze enthält, quasi bei fast allen Betroffenen eingesetzt werden.
Wann setzen die ersten Besserungen ein?
Ein Therapiezyklus besteht nach aktueller Studienlage aus drei Infiltrationen im Abstand von je einer Woche. Wir injizieren präzise ultraschallgesteuert in das betroffene Areal. Ein Effekt tritt zumeist innerhalb der ersten drei Wochen ein.
Ist die ACP-Therapie immer Ihre erste Wahl?
Die meisten Patientinnen und Patienten, die zu uns kommen, haben oft bereits vier oder fünf Ärzte gesehen, ohne eine Besserung zu verspüren. Deswegen steht bei uns die Diagnostik an erster Stelle. Da Schmerzen unsichtbar sind, kommen wir mit Röntgen, CT und MRI oft nicht weiter. Deshalb betäuben wir zunächst gewisse Strukturen und schauen, was passiert. Tritt eine Besserung ein, haben wir eine relevante Information gewonnen. Wir steigen dann direkt in die Therapie ein – zumeist kommt recht früh ACP infrage.
Welche Rückmeldungen bekommen Sie?
Bei Patienten mit akuten Problemen wie dem Tennisellenbogen sehen wir oft nach fünf oder sechs Wochen sehr gute Ergebnisse. Zu uns kommen jedoch auch Menschen, die seit 15 Jahren Rücken- oder Knieschmerzen haben. Wenn diese sagen, dass sich die Schmerzen nur leicht verändert haben, ihre Lebensqualität aber zugenommen hat, so ist das, obwohl der Effekt nicht so prägnant erscheint, ein sehr gutes Ergebnis.
Ab Juni wird die Dolomed AG in Biel und Bern zusammen mit dem Spitalzentrum Biel ein ambulantes Kompetenzzentrum für Schmerzmedizin eröffnen. Mit welchem Fokus?
Unser Bestreben in den neuen Räumlichkeiten ist es, unsere Patienten mit Schmerzen noch besser und schneller versorgen zu können. Jeweils in Bahnhofsnähe haben wir mehr Platz und ärztliches Personal zur Verfügung. Dort werden wir eine interdisziplinäre multimodale Therapie anbieten – von regenerativen Therapien wie ACP über Akupunktur, Laser- und Infusionstherapie bis hin zur Implantation von Schmerzschrittmachern. Besonders freue ich mich auf unser interdisziplinäres Team aus Neurochirurgen, Anästhesisten und Orthopäden. Da Schmerzen ein komplexes Krankheitsbild sind, braucht es eine breit aufgestellte und gleichzeitig spezialisierte Therapie.
Haben Sie auch eine Akutsprechstunde?
Ja, dadurch können Patienten innerhalb einer Woche zu uns zu kommen – eine Art Notfallspur, um sie bei akuten Schmerzen schneller therapieren zu können. Denn je früher wir starten, desto besser sind die Heilungschancen und die Möglichkeiten, eine Chronifizierungen vorzubeugen.
Im Interview
Dr. med. Manuel Bobrich
Leitender Arzt für Anästhesiologie und Schmerzmedizin
Leiter Schmerzmedizin Spitalzentrum Biel AG
Ab Juni:
Chefarzt Schmerzmedizin
Dolomed AG
Bahnhofplatz 2c, Biel
Sidlerstrasse 4, Bern
Erstellt: 09.05.2024 07:00 Uhr
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