Innovative OP Schluss mit Sodbrennen – warum Medikamente keine Dauerlösung sind

Säureblocker ade – endlich frei: Eine innovative OP beseitigt nachhaltig den Reflux – ohne die Nebenwirkungen von Medikamenten oder klassischer chirurgischer Verfahren.

Schluss mit Sodbrennen – warum Medikamente keine Dauerlösung sind

Was ist ein Reflux und wie entsteht er? Die genauen Ursachen der Refluxkrankheit (gastroösophageale Refluxkrankheit, GERD) sind noch nicht in allen Einzelheiten geklärt. Eine zentrale Rolle spielt jedoch ein erweiterter Übergang zwischen Speiseröhre und Magen, häufig in Kombination mit einem Zwerchfellbruch (Hiatushernie). Solche anatomischen Veränderungen beruhen meist auf einer angeborenen oder erworbenen Bindegewebsschwäche – ähnlich wie bei Krampfadern, Leistenbrüchen oder Hämorrhoiden.

Symptome und mögliche Folgen

Typische Beschwerden sind saures Aufstossen, Brennen hinter dem Brustbein und Rückfluss von Mageninhalt (Regurgitation/Volumenreflux). Besonders im Liegen können Magensäure und Mageninhalt bis in den Rachen aufsteigen und zu Hustenanfällen durch Verschlucken führen. Wiederkehrende Lungenentzündungen (Aspirationspneumonie) können auftreten. Gelegentlich spüren Betroffene beim Bücken, etwa beim Schuhe binden, ein Zurückfließen von Mageninhalt bis in den Hals- oder Mundbereich. Weitere atypische Symptome können Heiserkeit, chronisches Räuspern, ein Klossgefühl im Hals sowie Atembeschwerden sein (fälschlicherweise oft als Asthma interpretiert). Chronische Nasennebenhöhlenentzündungen, vermehrte Schleimbildung im Nasen- und Rachenraum, Geschmacksveränderungen oder Mundgeruch (v. a. morgens) können auf einen sogenannten «stillen Reflux» hinweisen und erschweren oft die Diagnosestellung. Viele Patientinnen und Patienten durchlaufen eine wahre Odyssee durch verschiedene Fachgebiete, bevor die Ursache erkannt wird. Unbehandelt kann die Refluxkrankheit schwerwiegende Folgen haben: chronische Entzündungen, narbige Engstellen oder Blutungen in der Speiseröhre. Über die Jahre kann sich ein Barrett-Ösophagus entwickeln – eine Schleimhautveränderung, aus der Speiseröhrenkrebs entstehen kann.

Konservative Therapie

Zu Beginn erfolgt immer eine konservative Behandlung. Dazu zählen einfache Massnahmen wie ein leichtes, frühes Abendessen, das Hochstellen des Bettes, der Verzicht auf Alkohol und Nikotin und eine Gewichtsreduktion. Viele Betroffene greifen zudem zu rezeptfreien Präparaten wie Alginaten (z. B. Gaviscon), die eine Schutzschicht in der Speiseröhre bilden, oder Antacida (z. B. Rennie), welche die Magensäure neutralisieren.

Halten die Beschwerden länger als vier Wochen an, sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden. In der Regel folgt dann eine mehrwöchige Behandlung mit sogenannten Protonenpumpenhemmern (PPI) – den derzeit wirksamsten Medikamenten zur Hemmung der Magensäuresekretion. Allerdings behandeln PPI nur die Symptome, nicht aber die der Krankheit zugrunde liegenden anatomischen Ursachen. Da sie häufig (zu) hoch dosiert und (zu) lange eingesetzt werden, warnen inzwischen viele medizinische Fachgesellschaften vor einem unkritischen Dauergebrauch. Nicht selten kehren die Beschwerden nach dem Absetzen rasch zurück – ein Hinweis darauf, dass die zugrunde liegende Ursache weiterhin besteht. Spätestens dann ist eine weiterführende Diagnostik sinnvoll – etwa zur Abklärung einer Speiseröhrenentzündung, eines Zwerchfellbruchs oder eines erweiterten Übergangs zwischen Speiseröhre und Magen.

PPI: nützlich oder gefährlich?

PPI gehören weltweit zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten – und sie sind bei korrektem Einsatz sehr wirksam. Doch eine langfristige Anwendung kann erhebliche Nebenwirkungen und Risiken mit sich bringen:

  • Vitamin B12- und Eisenmangel à erhöhtes Risiko für Blutarmut
  • Calcium- und Vitamin D3-Mangel à erhöhtes Osteoporose- und Knochenbruchrisiko (bis zu 40 %)
  • Magnesiummangel
  • Erhöhtes Risiko für bakterielle Magen-Darm-Infektionen (durch Verlust der natürlichen Säurebarriere)
  • Beeinträchtigung der Leber- und Nierenfunktion
  • Rebound-Effekt: Nach dem Absetzen steigt die Magensäuresekretion oft sprunghaft an. Rasch wiederkehrende Beschwerden und erneute Einnahme von PPI sind häufig die Folge: ein echter Teufelskreis!

Viele Patientinnen und Patienten wünschen sich daher eine nachhaltige Lösung – ohne die Notwendigkeit einer dauerhaften Medikamenteneinnahme.

Alternative: chirurgische Therapie

Eine bewährte Alternative ist ein minimalinvasiver chirurgischer Eingriff, welcher die mechanischen Ursachen des Refluxes – insbesondere einen Zwerchfellbruch (vgl. Bild 1) – dauerhaft beseitigt. Dabei wird der in den Brustraum hochgerutschte Magenanteil in den Bauchraum zurückverlagert und die erweiterte Zwerchfelllücke so verkleinert, dass ein erneutes Hochrutschen verhindert wird.

Um den Reflux nachhaltig zu stoppen, ist ein zusätzlicher Operationsschritt notwendig. Die klassische Methode ist die sogenannte Fundoplikatio (nach Nissen: Erstbeschreibung 1956; modifiziert nach Toupet, 1963). Dabei wird der oberste Magenanteil wie eine Manschette um den untersten Speiseröhrenabschnitt gelegt. Dies verhindert sehr effektiv den Rückfluss von Magensäure und Mageninhalt in die Speiseröhre, allerdings nicht ohne gewisse unangenehme Nebenwirkungen: Viele Patientinnen und Patienten berichten, dass sie nach der Operation nicht mehr erbrechen und aufstossen können – ein Effekt des «Ventilmechanismus» der Magenmanschette. Die Folge sind unangenehme Blähungen und vermehrter Windabgang. Aus Angst vor diesen oft dauerhaften Begleiterscheinungen entscheiden sich viele Betroffene gegen eine Operation – und nehmen stattdessen weiterhin Medikamente.

Modifizierte BICORN-Operation

Die ursprüngliche BICORN-Operation (Biological Conservative Reconstruction) wurde 2004 erstmals beschrieben. Im Gegensatz zur Fundoplikatio kommt sie ohne Magenmanschette aus. Seit über elf Jahren wenden wir in unserem Zentrum eine von uns modifizierte Form der BICORN-Operation an, um die Rückfallrate weiter zu senken und die Lebensqualität langfristig zu verbessern.

Bei der modifizierten BICORN-Operation werden die normalen anatomischen Verhältnisse wiederhergestellt: Der natürliche spitze Winkel zwischen Speiseröhre und Magen (His-Winkel) wird rekonstruiert (vgl. Bilder 1+2), wodurch der Reflux auf mechanische Weise effektiv und nachhaltig verhindert wird. Zusätzlich wird die Speiseröhre spannungsfrei am Zwerchfell fixiert, um einen stabilen Halt zu gewährleisten.  Dieses Verfahren (vgl. Bild 2) ist so wirksam wie die Fundoplikatio – allerdings ohne deren typischen Nebenwirkungen.

Zweite Chance: Umwandlungsoperation

Nicht immer führt eine Refluxoperation zum gewünschten Erfolg – sei es wegen anhaltender Beschwerden oder belastender Nebenwirkungen. In solchen Fällen ist manchmal ein zweiter chirurgischer Eingriff erforderlich. Auch solche komplexen Revisionsoperationen führen wir regelmässig durch. Der Ersteingriff wird dabei meistens in eine modifizierte BICORN-Operation umgewandelt. Solche Zweiteingriffe sind technisch anspruchsvoll, führen aber häufig zu vollständiger Beschwerdefreiheit oder verbessern zumindest die Lebensqualität deutlich.

Erfolgsaussichten und Behandlungsverlauf

In den vergangenen elf Jahren haben wir mehrere hundert Patientinnen und Patienten mit unserer modifizierten BICORN-Operation behandelt und regelmässig nachkontrolliert. Die grosse Mehrheit berichtet von anhaltender Beschwerdefreiheit. Die PPI-Einnahme konnte in den allermeisten Fällen dauerhaft beendet werden. Der stationäre Aufenthalt nach dem Eingriff beträgt in der Regel nur ein bis zwei Nächte.

Fazit

Eine Refluxkrankheit sollte konsequent behandelt werden, denn unbehandelt kann sie schwerwiegende Folgen haben. Neben konservativen Massnahmen und Medikamenten bietet die minimalinvasive modifizierte BICORN-Operation eine effektive, schonende und technisch ausgereifte Alternative. Da die langfristige PPI-Einnahme erhebliche Nebenwirkungen und Risiken mit sich bringen kann, könnte eine chirurgische Lösung in Betracht gezogen werden, selbst wenn Patienten darunter beschwerdefrei sind oder sie nach einer dauerhaften Lösung ohne Medikamente suchen. Lassen Sie sich von einer erfahrenen Fachärztin oder einem erfahrenen Facharzt individuell beraten.

 

Schluss mit Sodbrennen – warum Medikamente keine Dauerlösung sind

Zum Autor

Dr. med. Mischa Feigel

Facharzt FMH für Chirurgie, spez. Viszeralchirurgie

Zentrumsleiter

Zentrum für Viszeralchirurgie und Bariatrie

Florastr. 50, 8008 Zürich

T: 043 499 16 99

E: mischa.feigel@hin.ch

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Erstellt: 11.05.2025 07:00 Uhr

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