Gesundheitsversorgung Strategien für eine bessere Medizin und Pflege
Ob hartnäckige Kniebeschwerden, Luftnot beim Treppensteigen oder Schmerzen beim Wasserlassen: Es gibt eine Vielzahl an Gründen, ärztlichen Rat einzuholen. Hierfür Anlaufstelle Nummer eins ist die hausärztliche Praxis. Auch wenn dort nicht immer gezielt geholfen werden kann, sorgt sie zumindest dafür, dass Erkrankte mittels ausgestellter Überweisung in die entsprechende fachärztliche Praxis gelangen.
Einen zeitnahen Termin – sei es in Hausarzt- oder Facharztpraxis – zu finden, ist jedoch nicht immer leicht. Oft bleibt nur geduldiges Warten – nicht nur, weil zu viele Ärztinnen und Ärzte das Pensionsalter erreicht haben, auch rücken zu selten junge aufstrebende Ärzte nach.
Hausärzte sind Mangelware
Zahlen der jüngsten „Berner Workforce-Studie 2020 bis 2025“ bestätigen dies. Demnach klagen rund zwei Drittel der Grundversorger des Kantons Bern über einen Hausärztemangel. Gemäss der Studie ist die wahrgenommene Versorgungsknappheit in der Verwaltungsregion Emmental-Oberaargau und im Seeland mit 83 respektive 82 Prozent am grössten. Mit 38 Prozent am geringsten ist der Anteil im Berner Jura. Weitere Erkenntnis der Studie: 60 Prozent der befragten Grundversorger gaben an, in ihrer Praxis einen teilweisen oder vollständigen Aufnahmestopp für neue Patienten verhängt zu haben. Doch was ist zu tun, um den negativen Trend zu stoppen?
Mitarbeitende mit hoher Kompetenz
Ein wichtiger Ansatz ist die Gesundheitsstrategie 2020–2030. Grösstes Anliegen des Kantons: die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung in den nächsten zehn Jahren sicherzustellen. Erarbeitet wurde die Gesundheitsstrategie in der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion unter Einbezug der Partner aus dem Gesundheitswesen. Ihre Vision: im Kanton Bern die Gesundheit der gesamten Bevölkerung unter Wahrung der Lebensqualität ganzheitlich und diskriminierungsfrei zu schützen, zu fördern und – wenn immer möglich – wiederherzustellen.
Ausserdem ist den Verantwortlichen der Gesundheitsstrategie viel daran gelegen, allen ein qualitativ hochwertiges, innovatives und für alle zugängliches Gesundheitswesen mit nationaler Strahlkraft zu bieten. Dieses soll nicht nur die Eigenverantwortung aller Mitwirkenden fördern, sondern zudem vernetzt und bezahlbar sein.
Wie dies alles gelingen kann? Auch dazu gibt es klare Vorstellungen: Gefördert werden sollen sowohl die Gesundheitskompetenz der Berner Bevölkerung als auch die Versorgung chronischer und behandlungsintensiver Erkrankungen sowie die interprofessionelle Zusammenarbeit und Bekämpfung des Fachkräftemangels. Nicht zuletzt sollen Forschung und digitale Transformation einen Schub erfahren und Kosten reduziert werden.
Spitex vor Neuorganisation
Doch auch in der Pflege herrscht dringend Handlungsbedarf – gerade was die Aufteilung der Spitex-Regionen angeht. 47 gibt es davon derzeit im Kanton Bern – zu viele laut Kantonsregierung. Der Grund, weshalb die Berner Gesundheitsdirektion das Schweizerische Gesundheitsobservatorium Obsan beauftragt hat, die Spitex-Regionen neu aufzuteilen. Ziel der Neuorganisation: weniger Ansprechpartner und eine bessere Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Spitex-Organisationen. Mehr als die Hälfte der Regionen soll nach genauer Analyse an andere Regionen angegliedert werden, sodass 18 Gebiete entstehen, die jeweils mindestens 20’000 Einwohner umfassen.
Quereinsteiger gesucht
Ebenso im Blickpunkt: das Thema Pflegenotstand in den Spitälern, Altersheimen und Psychiatrien. Diesen will die Berner Regierung mit 140 Millionen Franken bekämpfen. Um den Pflegenotstand aufzulösen, müssten laut Berechnungen der kantonalen Gesundheitsdirektion jedes Jahr 650 Personen ein Diplom erwerben – in den vergangenen Jahren beendeten jedoch nur rund 370 Personen ihre Ausbildung auf Höherer Fachschule.
Als konkrete Massnahme entschloss sich der Kanton Bern, Quer- oder Späteinsteigenden ab 27 Jahren, die sich die Ausbildung an der Höheren Fachschule nicht leisten können, einen Lohn von monatlich 3’500 Franken zu zahlen. Und nicht nur das: Zudem sollen Geflüchtete und Migrierende für die Ausbildung in der Diplompflege rekrutiert werden. Auch wenn dann noch immer rund 200 diplomierte Pflegepersonen fehlen werden, sind sie ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, um im Kanton Bern jederzeit eine qualitativ hochwertige Pflege sicherstellen zu können.
Erstellt: 28.10.2024 07:00 Uhr
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