REIZDARMSYNDROM Wenn der Darm stresst

Plötzliche Bauchschmerzen, unangenehmer Durchfall im Wechsel mit Verstopfung, Blähungen – doch der Arzt zuckt mit den Schultern? Möglicher Grund: Hinter den Beschwerden steckt das Mysterium Reizdarm.

Wenn der Darm stresst
«Organische Ursachen gibt es nicht»

Ob mitten im Zoom-Meeting, beim Spaziergang oder während der Jogging-Tour durch den Wald – wenn es im Verdauungstrakt merklich zu rumoren anfängt, stellt sich für Betroffene immer die gleiche dringende Frage: «Wo befindet sich bloss das nächste WC?». Wiederkehrende unangenehme Symptome wie Durchfall, Krämpfe, Blähungen oder Verstopfung sind typisch für den «Gereizten» unter den Magen-Darm-Erkrankungen. Gemeint ist das Reizdarmsyndrom (RDS), unter dem laut Angabe der Magendarmliga Schweiz schätzungsweise zehn bis 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Meistens treten die Beschwerden das erste Mal zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf und halten oft über Monate und sogar Jahre an.

Funktionelle, keine psychische Störung

Das Ausmass der chronischen Beschwerden und die Häufigkeit ihres Auftretens variieren je nach Patienten. Jedoch haben alle Patienten eine Gemeinsamkeit, die durchaus kurios ist: Es liegen dem RDS keine organischen Ursachen zugrunde. Weder Laborwerte, Ultraschalluntersuchung noch Darmspiegelung liefern dem Arzt eindeutige Indizien. Folglich werden Betroffene gerne mal in die Schublade «Hypochonder» gesteckt, obwohl man heute weiss, dass der Reizdarm keine rein psychische Erkrankung ist, sondern auf einer funktionellen Störung des Magen-Darm-Traktes beruht.


Diagnose über Ausschlussverfahren

Leider gibt es keinen spezifischen, einfachen Test für diese Krankheit. Man spricht deshalb oft von einer «Ausschluss-Diagnose». Bis zur richtigen Diagnose vergeht oftmals unnötig viel Zeit. Auch wenn das RDS nicht gefährlich, im Sinne von lebensbedrohlich ist, hat die Krankheit einen enormen Einfluss auf die Lebensqualität. Nicht selten geht das RDS mit weiteren Erkrankungen wie Migräne, Fibromyalgie, chronische Müdigkeit, Angststörungen und Depressionen einher. Je nach Art und Schwere der Symptome können Betroffene das Haus kaum noch verlassen, müssen Beruf und Hobbys aufgeben.


Individuelle Therapie

Auch wenn das Wissen darüber, was man hat, erst einmal für Erleichterung sorgt, folgt Ernüchterung. Denn: Die Krankheit selbst ist nicht heilbar. Was hilft, ist individuell unterschiedlich und muss Schritt für Schritt herausgefunden werden. Was sind die Auslöser für die Beschwerden? Infrage kommen zum Beispiel psychische Belastungen, bakterielle Infektionen oder Störungen der Immun- und Darmnervenfunktion und der Mikrozirkulation, sprich einer eingeschränkten Durchblutung und somit Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Organs. In vielen Fällen können die Beschwerden durch eine Anpassung der Ernährung und das Erlernen von Entspannungstechniken gelindert werden. Einzelne Symptome wie Durchfall wiederum (kurzfristig) mit entsprechenden Medikamenten. Auch können pflanzliche Mittel wie Kümmel- und Pfefferminzöl oder Flohsamen aus der Apotheke helfen. Die Magendarmliga Schweiz rät: «Bei starken Beschwerden kann eine Ernährungsberatung hilfreich sein, die die individuelle Verträglichkeit bestimmter Speisen berücksichtigt. Das Führen eines Ernährungs-Tagebuches erleichtert dabei die Bestimmung der subjektiven Nahrungsintoleranz. Generell ist auf eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung zu achten.

Erstellt: 28.09.2021 07:00 Uhr

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