Kniespezialist Dr. Felix Rapp Kreuzbandriss – was jetzt?

Das vordere Kreuzband ist einer der vier Hauptstabilisatoren des Kniegelenkes. Warum Krafttraining die Bandstabilität nicht ersetzen kann, weiss Kniespezialist Dr. Felix Rapp aus eigener Erfahrung.

Das Kniegelenk ist das grösste Gelenk des menschlichen Körpers und aufgrund seiner komplizierten Biomechanik sehr verletzungsanfällig. Wichtigster Bestandteil einer schmerzfreien Funktion ist der schützende Knorpelbelag, welcher die Gelenksfläche bildet und als Stossdämpfer funktioniert, sodass bei Bewegungen unter Belastung der Druck auf den Knochen gleichmässig verteilt wird. Gelingt der Bewegungsablauf in korrekter Weise, so treten bis ins hohe Alter keine relevanten Abnutzungen des Gelenkes auf und eine schmerzfreie Aktivität ist möglich. Sobald jedoch die präzise Roll-Gleit-Bewegung des Oberschenkels auf dem Unterschenkel durch eine Verletzung gestört wird, treten reibende Scherkräfte auf, welchen den Knorpelbelag ähnlich einem Radiergummi abnutzen und die stossdämpfende Wirkung reduzieren. Eine Abnutzung des Knorpelbelages wird Arthrose genannt und ist in der Regel schmerzhaft. Knorpelgewebe ist zwar inzwischen im Labor anzüchtbar, bereits geschädigter Knorpel in einem Gelenk jedoch leider noch nicht regenerierbar.

 

Krafttraining ist kontraproduktiv

Damit das Kniegelenk in seinem Bewegungsablauf korrekt geführt werden kann, benötigt es die vier Bandstabilisatoren: das Innen- und Aussenband sowie das vordere und hintere Kreuzband. Die Beinmuskulatur bewegt das Kniegelenk und kann einen Teil zur korrekten Führung beitragen. Deshalb sind auch koordinativ einfache Bewegungen wie Velofahren oder Rudern mit einem gerissenen Kreuzband durchaus ohne Schmerzen möglich. Sportarten mit schnellen Richtungswechseln oder Gegenspielern sind mit einem instabilen Gelenk nur kurzfristig ausführbar und durch die auftretenden Scherkräfte mit einem hohen Risiko der Knorpelschädigung verbunden. Dies ist auch der Grund, wieso das weitverbreitete «Krafttraining» an Maschinen mit Gewichten kontraproduktiv wirkt. Das Tückische ist, dass die Schmerzen zu Beginn kaum auftreten und erst mit zunehmendem Verschleiss des Stossdämpfers spürbar werden. Falls die Beschwerden nach einem Unfall oder Misstritt nicht innerhalb von drei Tagen wieder abklingen, ist es ratsam, das Kniegelenk von frühzeitig einem Spezialisten untersuchen zu lassen.

 

Sofort Stabilität prüfen

Vor allem die Stabilität des Gelenkes in allen Dimensionen muss ermittelt werden. Je nach Begleitverletzungen und Schmerzempfinden des Patienten erfordert dies sogar für den erfahrenen Facharzt mitunter diverser Tricks und Ablenkungsmanöver. Die Anspannung der Oberschenkelmuskulatur des ängstlichen Patienten täuscht oft eine Scheinstabilität vor, was eine korrekte Diagnosestellung verhindert. Das häufig verordnete «Aufbautraining» unter physiotherapeutischer Anleitung führt dann zu den oben beschriebenen Knorpelschäden. Der Bildgebung durch MRI kommt dabei nur eine untergeordnete Rolle zu, da es in ruhender Liegeposition aufgenommen wird und entgegen der Laienmeinung zur Stabilität des Gelenkes nichts aussagen kann. Es sollte lediglich zur Bestätigung des Untersuchungsbefundes verwendet werden.

Entscheidend für eine schmerzfreie Funktion des Kniegelenkes ist die Wiederherstellung des physiologischen Bewegungsablaufes. Koordinationstraining der gesamten Beinachsenmuskulatur ist hierzu ein wichtiger Faktor. Entsprechende Anleitungen finden Sie auf der unten angegebenen Homepage. Balanceübungen auf einem Bein sind wesentlich sinnvoller als Kräftigungsübungen auf Maschinen mit Gewichten. Dort werden oft in unnatürlicher Position (halb liegend) einzelne Muskeln (Strecker) gestärkt, jedoch nie die exakte Gelenksführung durch Einbezug aller beteiligter Muskeln verbessert. Aktuelle Studien bestätigen, was der gesunde Menschenverstand bereits vermuten lässt: Ein stabiles und korrekt geführtes Gelenk hält wesentlich länger als ein instabiles, das bei jeder Bewegung Scherkräften ausgesetzt ist.

 

Folgeschäden vermeiden

Lassen Sie also bei einer Verletzung des Kniegelenkes dessen Funktion, vor allem die Stabilität möglichst frühzeitig von einem Experten überprüfen, um Folgeschäden zu vermeiden. Welche Übungen in Ihrem Fall Sinn machen und wann allenfalls eine Operation notwendig wird, erklär ich Ihnen gerne im Rahmen der Sprechstunde. Als passionierter Wintersportler habe ich mir vor knapp 30 Jahren selbst einen Kreuzbandriss zugezogen. Seit dieser Zeit habe ich mich auf Verletzungen des Kniegelenkes spezialisiert. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, auch Ihnen wieder zu schmerzfreier Aktivität zu verhelfen!

Erstellt: 26.02.2023 07:00 Uhr

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