Prof. Dr. Friedrich Eckstein im Interview «Mitralklappen rekonstruieren wir minimalinvasiv»

Eine Mitralklappeninsuffizienz kann schwerwiegende Folgen haben. Welche das sind und wie man am Universitätsspital Basel eine undichte Mitralklappe rekonstruiert, berichtet Prof. Dr. Friedrich Eckstein.

Mitralklappenrekonstruktion

Herr Prof. Eckstein, worin liegen die Ursachen für eine Mitralklappeninsuffizienz?

Die Mitralklappeninsuffizienz ist die zweithäufigste Herzklappenerkrankung und zumeist degenerativ bedingt, was oft an einer Verlängerung oder gar Abriss von Sehnenfäden liegt. Auch zu grosse Mitralklappensegel, ein Herzinfarkt, eine generalisierte Herzschwäche oder eine Entzündung der Herzinnenwand mit Zerstörung des Klappengewebes können ursächlich für eine undichte Mitralklappe sein.

 

Welche Symptome sind typisch dafür?

Durch den relativen Flüssigkeitsüberschuss in der Lunge spüren Betroffene Atemnot und sind weniger leistungsfähig. Schnelle, unregelmässige Herzrhythmusstörungen, sogenanntes Vorhofflimmern, können eine weitere Folge sein. Hinzu kommen nicht selten eine allgemeine Kraftlosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwächen. Bei schwereren Verläufen sind kurze Bewusstlosigkeit und Flüssigkeitsansammlungen im ganzen Körper möglich.

 

Wie diagnostizieren Sie eine undichte Mitralklappe?

Da undichte oder auch zu enge Herzklappen charakteristische Geräusche erzeugen, sind diese bereits in der klinischen Untersuchung mit dem Stethoskop sehr gut wahrnehmbar. Mittels Echokardiografie von aussen kann dann die Verdachtsdiagnose bestätigt werden. Anschliessend erfolgt oft zur genaueren Darstellung eine Ultraschalluntersuchung über die Speiseröhre.

 

Was ist dann therapeutisch möglich?

Viele Betroffene können relativ lange und gut mit Medikamenten versorgt werden. Ist jedoch ein Sehnenfadenabriss für die starke Undichtigkeit verantwortlich oder hat das Herz eine andere ernsthafte Erkrankung, sollte über eine Operation oder invasive interventionelle Therapie nachgedacht werden. Falls eine Rekonstruktion der eigenen Mitralklappe möglich ist, sollte diese bereits bei leichten klinischen Symptomen ins Auge gefasst werden. Nach genauer präoperativer Diagnostik werden alle Befunde interdisziplinär in unserem «Heart-Team» besprochen, sodass wir allen Patientinnen und Patienten individuell die beste Therapie empfehlen können.

 

Was hat sich bei der Rekonstruktion chirurgisch verändert?

Am Universitätsspital Basel rekonstruieren wir routinemässig seit über zehn Jahren Mitralklappen schonend über einen minimalinvasiven Zugang – videoassistiert mit Projektion der Sicht auf einen 3D-Bildschirm. Ein rund sechs Zentimeter kurzer Hautschnitt im Bereich der rechten Brust reicht uns als Zugang für die Rekonstruktion – es werden gewebeschonend auch keine Rippenspreizer verwendet. Praktisch alle undichten Mitralklappen können unter Anwendung verschiedenster Techniken erfolgreich rekonstruiert werden, meistens unter Erhalt der eigenen Mitralklappensegel. Verlängerte oder abgerissene Sehnenfäden ersetzen wir mit speziellen künstlichen Fäden. Die ursprüngliche Struktur der Klappe bleibt somit erhalten. Zusätzlich wird die Öffnungsgrösse und -form durch Implantation eines sogenannten Anuloplastie-Rings stabilisiert.

 

Welche Vorteile hat die minimalinvasive Methode?

Durch die direkte und videoskopisch vergrösserte, dreidimensionale Darstellung der Klappe können wir höchste Rekonstruktionsraten erzielen und praktisch jede Klappe erfolgreich rekonstruieren. Zudem ist der minimalinvasive Zugang weniger belastend für den Körper und hat auch überragende kosmetische Vorteile im Gegensatz zum deutlich grösseren Zugang über eine Eröffnung des Brustbeins. Nach der meist unter drei Stunden dauernden OP können viele Patientinnen und Patienten bereits im Operationssaal wieder extubiert werden. Das Operationsrisiko bei solch einer Rekonstruktion beträgt weit unter einem Prozent, sie ist somit eine der sichersten herzchirurgischen Eingriffe überhaupt. Die Patientinnnen und Patienten haben danach auch deutlich weniger Schmerzen und sind früher wieder belastbar. Eine frühzeitig und erfolgreich rekonstruierte Mitralklappe ermöglicht eine Lebenserwartung, die der Normalbevölkerung entspricht.

 

Universitäres Herzzentru m Basel – ein Kompetenzzentru m für das Herz

Das Universitäre Herzzentrum Basel vereint ein Team aus Herzchirurgen, Kardiologen und Internisten unter einem Dach. Das eingespielte ärztliche und pflegerische Team behandelt
Patienten mit mordernsten Diagnose- und Behandlungstechniken und betreut Herzpatienten auf höchstem Betreuungsniveau. Dazu trägt auch die einmalige enge Verzahnung der klinischen Forschung mit der direkten Patientenversorgung im Herzzentrum am Universitätsspital Basel bei – der eindrückliche Innovationsmotor für die ständige Verbesserung der Patientenversorgung.

Erstellt: 02.07.2023 07:00 Uhr

Paid Post

Dieses Portal bietet sich nicht für eine Selbstdiagnose an. Bei Symptomen kontaktieren Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker. Die Beiträge werden von der Redaktion von Xmediasolutions erstellt und nicht von Medizinern. Die Redaktion von Tages-Anzeiger und Tamedia/RX Group haben keinerlei Einfluss auf die Inhalte.