Diagnose Die Farmerlunge, eine Krankheit mit vielen Symptomen
«Es war nicht gerade einfach, jemanden zu finden, der mit mir zusammen den Familienbetrieb übernehmen und sich um die Tiere kümmern würde.» Tagein, tagaus lockern Jeanne und ihr Mann ohne wirklichen Ruhetag das Heu auf, reinigen die Gehege, füttern die Tiere und sind organischen Stäuben jeglicher Art ausgesetzt. Die wenigen Ersparnisse erlauben Jeanne und Philippe nur den Luxus einer Packung Zigaretten, die ihr «kleiner Genuss» werden und ihre seltenen Pausen begleiten.
Mit der Zeit beginnt Jeanne, sich müde und ausser Atem zu fühlen. Es fällt ihr immer schwerer, die Kühe auf der Weide füttern zu gehen. Ihre starken Hustenanfälle erschöpfen sie. Jeanne arbeitet jedoch weiter, ohne sich zu beklagen. Sie hat keine Zeit für einen Arztbesuch. Trotz der Beschwerden hält Jeanne an der Liebe zu ihren Tieren fest.
Die Tage vergehen und Jeanne magert zusehends ab. Zu Beginn amüsiert die Situation ihren Mann; seine Frau hatte ihre Körperfülle verloren! Doch «eines Morgens konnte ich nicht mehr aus dem Bett steigen. Ich konnte nicht mehr atmen und hatte Fieber.» Von Panik ergriffen, ruft Philippe sofort ihren behandelnden Arzt an, der zuerst eine Bronchitis vermutet. Es folgen eine Vielzahl an Besuchen bei verschiedenen Spezialisten: bei Pneumologen, Kardiologen und Allergologen.
Der erste Pneumologe diagnostiziert aufgrund ihrer Atemnot, der pfeifenden Atmung, des chronischen Hustens und ihres Gewichtsverlusts eine COPD (chronisch obstruktive Lungenkrankheit). Diese Diagnose stellt sich leider aber als noch nicht definitiv heraus.
Nach einer lang andauernden diagnostischen Unsicherheit beschliesst Jeanne sich in ein spezialisiertes Zentrum zu begeben. Das Board der Spitalärzte arbeitet ihren Fall nochmals von Beginn an auf. Eine Information, die bis danhin ausser acht gelassen wurde, gibt während der Anamnese den Ausschlag: Jeanne arbeitet in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Nach einer multidisziplinären Besprechung unter Pneumologen, Radiologen, Allergologen und Fachärzten der pathologischen Anatomie erhalten Jeannes Beschwerden endlich einen Namen. Es handelt sich um eine exogene allergische Alveolitis, auch Hypersensitivitätspneumonitis oder im Volksmund «Farmerlunge» genannt.
Die Diagnosestellung dieses unbekannten Leidens fällt oftmals schwierig aus und wird mittels Ausschluss anderer Erkrankungen durchgeführt, die mit einer interstitiellen Lungenerkrankung assoziiert sind. Wo liegt die Ursache dieser Krankheit? Die übermässige Exposition gegenüber organischen Stäuben pflanzlicher oder tierischer Herkunft, die antigene Eigenschaften aufweisen, und deren Einatmung führen zu allergischen Immunreaktionen. Zu diesen Partikeln zählen z.B. Schimmelpilze, Heu, Kompost, Kot von Vögeln oder Holzstaub.
«Als meine Krankheit endlich erkannt werden konnte, habe ich genau darauf geachtet, den Kontakt zum grössten Allergen, dem Heu, einzuschränken. Die Symptome gingen stark zurück und ich kann wieder ein fast normales Leben führen. Ich konzentriere mich jetzt auf andere Aufgaben, die eher administrativer Natur sind, und mein Sohn hilft meinem Mann.»
Nach all den Jahren der Unsicherheit hat Jeanne ihr Lachen wiedergefunden. Sie freut sich nun auf den wohlverdienten Ruhestand.
So wie Jeanne sind auch andere Menschen von Lungenfibrosen (sog. interstitiellen Lungenerkrankungen) betroffenen. Die Ursache dieser Krankheiten sind sehr unterschiedlich, doch der Leidensweg oft ein ähnlicher. Im Video berichtet ein Betroffener von seiner Geschichte mit einer Idiopathischen Lungenfibrose.
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Erstellt: 28.02.2023 07:00 Uhr
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