Geistige Fitness Mit gutem Hören gegen das Vergessen
Betroffene erkennen ihre Angehörigen nicht mehr, ringen nach Worten und haben Orientierungsprobleme, später zeigen sich häufig Persönlichkeitsveränderungen: Die Diagnose Demenz bedeutet sowohl für die Patientinnen und Patienten selbst als auch für die Angehörigen eine grosse Belastung. Fachlich steht Demenz als Überbegriff für neurologische Krankheitsbilder, die auf neurodegenerative Prozesse zurückzuführen sind und den Abbau kognitiver Funktionen sowie den Verlust von Alltagskompetenzen nach sich ziehen.
Steigende Zahl an Betroffenen
Demenz mit ihren mehr als 50 verschiedenen Erscheinungsformen zählt zu einer der gefürchtetsten Krankheiten. In der Schweiz sind laut Alzheimer Schweiz derzeit 153'000 Menschen an diesen Erkrankungen mit fortschreitendem Verlauf erkrankt. Jährlich kommen rund 32’900 Neuerkrankte hinzu. Für das Jahr 2035 prognostiziert «Alzheimer’s Disease International» (ADI) für die Schweiz einen Demenzkrankenstand von 220'000 Erkrankten. Bis zum Jahr 2050 geht der internationale Zusammenschluss von Alzheimer Verbänden davon aus, dass die Anzahl sogar auf rund 315’400 steigen wird. Denn das Alter ist der grösste Risiko Faktor. Obwohl eine Demenzerkrankung nicht zum normalen Alterungsprozess gehört, steigt das Risiko einer Erkrankung mit zunehmendem Alter. Frauen sind ausserdem häufiger betroffen als Männer: Die längere Lebenserwartung sowie der Hormonhaushalt könnten mögliche Gründe sein.
Vorbeugende Massnahmen
Da genetische Faktoren nur in sehr seltenen Fällen ursächlich für die Bildung einer Demenz sind, können präventive Massnahmen eine entscheidende Rolle spielen. In einer Leitlinie rät die Weltgesundheitsorganisation WHO zu ausreichender Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung, moderatem Alkoholkonsum und Nikotinverzicht. Aber auch regelmässige geistige Betätigungen sowie soziale Kontakte seien wichtig. Auch eine frühzeitige Behandlung von Gesundheitsproblemen wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes mellitus und Adipositas kann das Demenzrisiko verringern.
Kognitive Reserven
Doch was haben unsere Lauscher mit Demenz zu tun? Sehr viel, sofern sie nicht mehr einwandfrei funktionieren. Stichwort: altersbedingte Hörminderung. Sie erhöht erwiesener massen das Risiko für eine Demenz, genauer: der Alzheimer Demenz, deutlich. So kam eine Studie, die im Jahr 2020 im Fachmagazin «The Lancet Commissions» publiziert worden ist, zu dem Ergebnis, dass etwa acht Prozent der weltweiten Demenzfälle mit Schwerhörigkeit zusammenhängen. Ein vermindertes Hörvermögen wirkt sich auf die kognitiven Reserven des Gehirns aus, erklären die Fachleute von Alzheimer Schweiz: «Die kognitive Reserve ist so etwas wie ein ‹Notvorrat› für unser Gehirn: Dieses besitzt die Fähigkeit, beim Absterben von Nervenzellen alternative Nervenverbindungen zu nutzen oder bestehende Verbindungen effizienter zu verwenden.» Je zahlreicher die Verbindungen zwischen den Nervenzellen seien und je höher damit die kognitive Reserve ist, desto besser und länger könne unser Gehirn die durch die Alzheimer Krankheit bedingten Hirnveränderungen kompensieren.
Schwerhörigkeit behandeln
Fakt ist: Mehr als 750’000 Menschen in der Schweiz leiden unter einer Höreinschränkung. Bei neun von zehn Betroffenen ist das eingeschränkte Hörvermögen auf das Altern zurückzuführen. Etwa ein Drittel der Menschen über 65 Jahre ist schwerhörig. Besorgniserregend ist die Tatsache, dass nur etwa 30 Prozent der Betroffenen etwas gegen ihre Schwerhörigkeit unternehmen. Schwerhörigkeit im Alter gilt unter Fachleuten als grösster beeinflussbarer Risikofaktor für Demenz. Deshalb sollte der Hörverlust möglichst früh erkannt und zum Beispiel mit einem Hörgerät behandelt werden.
Erstellt: 09.04.2024 07:00 Uhr
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