Altersschwerhörigkeit Risiko für Demenz und Depression senken

Laut Experten ist die Schwerhörigkeit eine der Hauptrisikofaktoren für Demenz und Depression im Alter. Entsprechend wichtig ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung, um diesen Begleiterkrankungen vorzubeugen.

Risiko für Demenz und Depression senken
Das tragen eines Hörgerätes kann Erkrankungen vorbeugen.

Egal, ob das Quietschen der Reifen auf dem Asphalt, das Rauschen des Meeres oder das Babygeschrei von nebenan: Geräusche sind allgegenwärtig. Die Fähigkeit sie wahrzunehmen, schützt uns vor Gefahren und ermöglicht uns eine bessere Interaktion mit der Umwelt. Allerdings verändert sich diese Fähigkeit im Laufe des Lebens. Die meisten Menschen wissen, dass Gelenke und Knochen im Alter an Substanz beziehungsweise Elastizität verlieren. Das ähnliche Verschleisserscheinungen aber auch im Innenohr, dem Sitz des Hör- und Gleichgewichtsorgans, stattfinden, wissen die wenigsten. Dieser natürliche Abbauprozess beginnt ab dem 50. Lebensjahr und schreitet langsam voran. Daher bemerken die meisten Menschen die Veränderung – die typischerweise beide Ohren betrifft – erst relativ spät. In aller Regel werden zuerst hochfrequente und leise Töne weniger gut wahrgenommen, wie zum Beispiel das Zirpen von Grillen oder Flüstergeräusche. Ähnlich häufig berichten Betroffene, dass es ihnen zunehmend schwerfällt Gesprächen zu folgen, wenn diese von vielen Nebengeräuschen begleitet sind – zum Beispiel in einem vollen Restaurant.

Früh Handeln

Weltweit leiden laut Schätzungen der WHO circa 430 Millionen Erwachsene unter Höreinschränkun- gen und etwa ein Drittel der Menschen über 65 ist schwerhörig. Leider ist der natürliche Alterungsprozess nicht aufhaltbar. Doch was können wir tun, um ihn zu verlangsamen? Die Möglichkeiten zur Prävention fangen – wie so oft – schon in einem deutlich früheren Alter an. Der bekannteste und grösste Feind des Hörorgans ist starker Lärm. Ein einzelnes Ereignis wie ein Knalltrauma kann zur Entwicklung einer Schwerhörigkeit führen, aber auch chronische Lärmbelastung schädigt auf Dauer. Dieses Risiko ist bei Berufsgruppen, die mit schweren Maschinen, wie Presslufthammern, arbeiten oder Sprengungen auf Baustellen ausgesetzt sind, deutlich erhöht. Entsprechend wichtig sind geeignete Schutzmassnahmen durch abgedichtete Kopfhörer und ausreichend Ruhepausen. Auch in der Freizeit sollte man darauf achten, Schäden durch Knalltraumata, die etwa durch Feuerwerkskörper ausgelöst werden können, zu meiden. Fans von Konzerten und Clubs können sich mit Ohrstöpseln Abhilfe schaffen. Mittlerweile gibt es sehr ausgeklügelte Varianten, die dem Klang der Musik keinen oder nur begrenzt einen Abbruch tun. Eher seltene, aber trotzdem nicht zu vernachlässigende Verursacher von Hörminderung sind Infektionen, wie Masern oder Mumps. Entsprechend wichtig sind Impfungen gegen dies Erkrankung im Kindes- oder Erwachsenenalter.

Risiko für Demenz und Depression senken
Ein einzelnes Ereignis wie ein Knalltrauma kann zur Entwicklung einer Schwerhörigkeit führen, aber auch chronische Lärmbelastung schädigt auf Dauer.

Hinhörhen und ins Gespräch gehen

Anderen zuhören, sie verstehen und damit am gesellschaftlichen Diskurs teilzunehmen – das ist enorm wichtig. Auch im Alter. Welche weitreichen- den Folgen Schwerhörigkeit für Betroffene hat und wie wichtig die Behandlung von Schwerhörigkeit ist, zeigt eine Vielzahl von Studien. In einer aktuellen chinesischen Studie ergab die Auswertung der Daten von 437‘704 Menschen im Alter zwischen 49 bis 69 Jahren, ein 42 Prozent erhöhtes Risiko für eine demenzielle Entwicklung bei unbehandelter Schwerhörigkeit. Bereits frühere Studien hatten diesen Zusammenhang beschrieben und gezeigt, dass circa acht Prozent der weltweit rund 50 Millionen Demenzfälle mit Schwerhörigkeit zusammenhängen. Neu konnte die aktuelle Studie jedoch zeigen, dass das Risko durch das Tragen von Hörgeräten gesenkt wird – und zwar auf das Niveau eines Menschen ohne Hörschwäche. Laut Mitautor Fan Jiang sind die zugrundeliegenden Zusammenhänge zwischen der Nutzung von Hörgeräten und einem geringeren Demenzrisiko unklar und möglicherweise Gegenstand zukünftiger Forschung. Bestehende Hypothesen gehen davon aus, dass der soziale Rückzug, der häufig mit einer Schwerhörigkeit einhergeht, dabei eine Rolle spielen könnte. Das fördert wiederrum auch das Risiko für die Entwicklung von depressiven Erkrankungen, wie zahlreiche internationale Studien, unter anderem aus den USA und aus Frankreich, zeigen konnten. Entsprechend besorgniserregend ist die Tatsache, dass nur etwa 30 Prozent der Betroffenen etwas gegen ihre Schwerhörigkeit unternehmen. Aufklärung und das Aufbrechen des Tabus könnten in Zukunft dazu beitragen, diese Zahlen und damit auch das Demenz- und Depressionsrisiko bei älteren Menschen zu senken.

Erstellt: 27.09.2023 07:00 Uhr

Paid Post

Dieses Portal bietet sich nicht für eine Selbstdiagnose an. Bei Symptomen kontaktieren Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker. Die Beiträge werden von der Redaktion von Xmediasolutions erstellt und nicht von Medizinern. Die Redaktion von Tages-Anzeiger und Tamedia/RX Group haben keinerlei Einfluss auf die Inhalte.