Herz-Kreislauf-Krankheiten Hälfte aller Herzinfarkte und Schlaganfälle sind vermeidbar
Es ist eines der faszinierendsten Erlebnisse werdender Eltern überhaupt, wenn sie das erste Mal im Ultraschall das schlagende Herz ihres Kindes sehen. Kaum vorstellbar, dass genau dieses winzige Herz fortan unermüdlich in dem kleinen Sprössling schlagen wird – und zwar ein Leben lang und durchschnittlich rund drei Milliarden Mal. Dabei pumpt es nicht nur sauerstoffreiches Blut von der Lunge in den Körper und sauerstoffarmes Blut vom Körper zur Auffrischung in die Lunge. Auch versorgt es unsere Organe über das Gefässsystem mit lebensnotwendigen Nährstoffen – Vorgänge, die automatisch ablaufen und über die wir uns keine weiteren Gedanken machen. Wie elementar unser Antriebsmotor ist, wird uns oftmals erst dann klar, wenn er an Leistungskraft verliert. Keine Frage, dass Probleme am Herzen genau dann schnell zu lebensbedrohlichen Situationen führen können. Herz-Kreislauf-Krankheiten, die sich oft schleichend über Jahrzehnte hinweg entwickeln, sind sowohl bei Frauen als auch bei Männern die häufigste Todesursache in der Schweiz: Im Jahr 2022 machten Herz-Kreislauf-Erkrankungen 27,5 Prozent der Todesfälle aus, gefolgt von Krebs mit 23,1 Prozent und Demenz mit 8,8 Prozent.
Vermeidbare Risikofaktoren
Herzprobleme betreffen vorwiegend Menschen ab 50 Jahren, weil diese häufiger einen zu hohen Blutdruck oder Cholesterinspiegel haben. Dabei sind diese beiden Erkrankungen gut in den Griff zu bekommen – genauso wie viele weitere Risikofaktoren für Herz- Kreislauf-Erkrankungen. Wissenschaftler des Global Cardiovascular Risk Consortium unter Federführung der Klinik für Kardiologie im Universitären Herz- und Gefässzentrum des Universitätsklinikums Hamburg- Eppendorf (UKE) und des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) konnten nachweisen, dass folgende klassischen Risikofaktoren weltweit im direkten Zusammenhang mit mehr als der Hälfte aller kardiovaskulären Erkrankungen stehen: Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Rauchen und Diabetes mellitus. Ein erhöhter Blutdruck habe dabei die grösste Bedeutung für das Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Die Analyse basierte auf den Daten von 1,5 Millionen Personen aus 34 Ländern weltweit. Die Ergebnisse der Studie, so die Forschenden, hätten höchste Bedeutung, wenn man die Prävention in diesem Bereich stärken wolle.
Prävention ist das A und O
Allerdings kommt Prävention oft zu kurz. Dabei bewirken zum Beispiel ein Rauch-Stopp und ausreichend Bewegung schon viel, wie zahlreiche Studien belegen. Tabakkonsum ist einer der aggressivsten Risikofaktoren für das Entstehen von Gefässerkrankungen. Die im Rauch enthaltenen Substanzen verengen die Gefässe, lassen den Blutdruck steigen und begünstigen arteriosklerotische Veränderungen. Und dies stärker, als bisher angenommen: Forschende des University College London (UCL) kamen zu dem Ergebnis, dass bereits eine Zigarette am Tag das Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) bei Männern um 48 Prozent steigt; bei Frauen sogar um 57 Prozent. Und noch ein beeindruckendes Beispiel: So hat eine im britischen Fachjournal «Lancet» veröffentlichte Studie gezeigt, dass bereits ein körperliches Training von 15 Minuten pro Tag das Herzinfarkt-Risiko um 20 Prozent sinken lässt. Statistisch betrachtet, heisst es in der Studie, verlängern die Menschen, die sich täglich 15 Minuten lang intensiv bewegen, ihr Leben um mindestens drei Jahre.
Erstellt: 05.06.2024 07:00 Uhr
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